Die Niederlande verfügen über ein ausgeklügeltes System von Gewässern. Sie stehen nahezu alle miteinander in Verbindung. Und obwohl die „Niederen Lande“, wie sie bei den Niebelungen heißen, eben sehr flach sind, gibt es Schleusen. Wassersportler müssen hindurch, wenn sie etwa von der Nordsee oder dem Watt auf ein gezeitenfreies Gewässer wollen. Für viele ein Anlass, um mit erhöhtem Puls und wenig Spaß Stress zu verspüren. Doch das muss nicht sein. Dazu einige Tipps:
Vorab informieren: Wer zuvor Informationen über die Schleuse einholt, weiß, was ihn erwartet. Diese Info gibt es etwa im Almanak, bei ansässigen Hafenmeistern, in Foren, bei Revierzentralen, auf google earth, in den Niederlanden auf www.vaarweginformatie.nl und natürlich in der Seekarte.
Vorbereiten: Fender und Leinen an beiden Seiten, Windrichtung checken, ein Ballonfender Stand by, eventuell Leinen auf der Springklampe, Crew über den Plan des Steuermanns in Kenntnis setzen.
Anmelden: Über Funk auf dem angegebenen Kanal anmelden. Dann weiß der Scheusenwärter, dass man anwesend ist und dass er uns im Notfall über Funk erreichen kann. Auch wer sich nicht anmelden möchte, sollte den Kanal der Schleuse zumindest hören, so weiß man, was Sache ist.

Richtig warten: Dauert es länger mit der Schleuse, beginnen viele Kreise zu fahren. Das ist nicht gerne gesehen und sorgt oftmals für unnötig enge Situationen. Ist ein Wartesteg vorhanden, diesen Nutzen. Dabei so weit wie möglich nach vorne aufschließen! So können später ankommende Wartende hinter einem anlegen. Merken Sie sich, wer vor ihnen und wer nach ihnen ankommt. Achten sie auf die Einhaltung dieser Reihenfolge beim Einlaufen in die Scheuse. Sie können das freundlich aber bestimmt auch von einem Vordrängler einfordern! Aber Achtung: Bei Schleusen mit Brücken, kann es sein, dass es sinnvoll ist, wenn Motorboote vor Seglern einfahren, da sie unter der Brücke liegen können, was der Segler nicht kann. So wird der Platz in der Schleuse besser genutzt. Auch schmale Boote können eventuell vorfahren, da sie einen freien Raum im Päckchen vorne in der Kammer auffüllen können. Verfügt die Schleuse über einen extra Wartebereich für Sportboote, diesen nutzen. Er entspricht in der Größe oft genau der Schleusenammer. So können sich die Wartenden in Ruhe organisieren. Schleusenwärter können über die Ampeln im Wartebereich der Berufsschifffahrt Vorfahrt gewähren, indem sie die Kammer auf grün setzen und den Wartebereich auf rot lassen. Übrigens: Manche Berufsschiffer fahren auch durch rot in die Schleuse. Dann sind sie dazu aufgefordert worden vom Schleusenwärter. Der will so sicherstellen, dass die Sportboote auch wirklich warten, bis der Große in der Kammer liegt.

Ruhig einfahren: Lassen Sie sich nicht hetzen, aber trödeln sie auch nicht. Gewähren sie dem Skipper vor ihnen den Raum, den sie selbst auch gerne hätten. Ein Manöver kann immer in die Hose gehen, dann ist es gut, wenn man Platz für einen zweiten Anlauf hat. Auch Schraubenwasser anderer Schiffe kann das eigene Manöver beeinträchtigen. Hat die Schleuse eine Brücke, die offensteht, während Boote einfahren, diese möglichst zügig passieren. Die Autofahrer warten ebenso ungerne wie Wassersportler….

Richtig anlegen: IMMER MIT DER LUVLEINE ZUERST FESTMACHEN! Der Wind kommt übrigens nicht immer von vorne! Weht er aufs Heck, was wegen des offenen Tores sogar wahrscheinlicher ist, muss die Heckleine zuerst festgemacht werden. Das Schiff weht dann von selbst mit dem Bug an die Mauer. Tut es das nicht, kann durch simples Einlegen des Vorwärtsgangs über einen Fender am Heck der Bug an die Mauer gedreht werden. Die Stellung des Ruders ist dabei nahezu egal. Solange der Gang eingelegt bleibt, liegt das Schiff fest. Übrigens: Das Schiff ist in der Mitte oftmals am breitesten. Wenn der Mensch für die Vorleine dort steht, statt auf dem Bug, ist der Poller in der Schleusenwand viel besser erreichbar. Darauf achten, dass die Leinen nicht zu lang sind und am Ende keine Knoten oder Verdickungen aufweisen. Das erleichtert das Abelegen. LEINEN IN DER SCHLEUSE NIE BELEGEN! Sinn der Schleuse ist ein sich ändernder Wasserstand. Daher müssen die Festmacher verlängert oder eingekürzt werden, jenachdem, wie sich der Pegel verändert. Es kann sogar sein, dass die Leine auf den nächst-höheren- oder niedrigeren Festmachpoller umgelegt werden muss. Vergessen sie also beim gemütlichen Schleusenplausch mit dem Nachbarn nicht ihre Festmacher im Auge zu behalten!
Zügig ausfahren: Sprechen sie sich gegebenenfalls mit den Skippern um sie herum ab. Wer fährt zuerst? Dann zügig ausfahren und nicht gleich nach dem Verlassen der Schleuse vom Gas gehen. Das sorgt für brenzlige Situationen bei der Schiffen weiter hinten. Wenn Platz ist, zur Seite wegfahren. Dann können schnellere Boote überholen.

Alles in allem ist Schleusen kein Geheimnis. Die großen Bauwerke können bedrohlich wirken, sind es aber oft nicht. Im Gegenteil: Große Schleusen verfügen oft über mitsteigende- oder sinkende Schwimmpoller und Wassereinlässe unter Wasser. Das sorgt für weniger Turbulenzen in der Kammer. Lassen sie sich von einer Schleuse nicht den Tag verderben. In der Hochsaison kann es an einigen Scheusen durchaus zu Wartezeiten kommen. Nutzen sie diese für eine Pause, sie sind an Bord in ihrer Freizeit. Da lohnt der Ärger über die Wartezeit nicht!
Typische Schleusen mit mehr als 1h Wartezeiten in der Hauptsaison und an Wochenenden sind:
- Schleusen Kornwerder Zand und Den Oever
- Schleuse Workum
- Schleuse Stavoren
- Kleine Schleuse Lemmer
- Aquadukt Enkhuizen
- Oranjesluizen Amsterdam
- Schleuse Muiden
- Schleuse Mijnden
- Volkerakschleuse
- Grevelingen Schleuse
- Zandkrek Schleuse
- Schleuse Veere