Fünf ungewöhnliche Ankerplätze in Zeeland

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Die Häfen werden voll werden diesen Sommer. Was gibt es da Besseres als zu ankern? Alleine in der Natur, mit ganz viel Abstand zu anderen Wassersportlern. Morgens beginnt der Tag mit einem Sprung von Deck. Ideal. Die Übersicht zeigt echte Alternativen für Entdecker

Ankern in Zeeland? Allein auf Veerse- und Grevelingermeer warten zig wunderschöne Ankerplätze. Doch die kennt beinahe jeder, entsprechnd gut besucht werden sie sein. Wer sich dem Trubel ein wenig entziehen will, muss sich auf neue Pfade und damit auf neue Ankerplätze begeben. Dabei sind einige davon auf strömendem Wasser. Hier gelten besondere Regeln beim Ankern. Es stellen sich hauptsächlich in zwei Fragen:

1) Habe ich immer genügend Wasser unter dem Kiel?

2) Was macht der Anker, wenn der Strom kentert?

Zu Punkt 1 ist die Überlegung einfach: Die Wassertiefe ist die Kartentiefe plus die Höhe der Gezeit. Bei letzterer nimmt man den niedrigsten Wert, der in der Zeit des geplanten Verbleibs vor Anker angegeben ist. Die Daten dazu entnimmt man der Waterinfo-Website des Rijkswaterstaat. Dabei auf das korrekte Kartennull achten. Das sollte üblicherweise LAT sein. Dann muss die Kartentiefe am Ankerplatz plus die Höhe der Gezeit bei Niedrigwasser in der eigenen Verweilzeit höher sein als der eigene Tiefgang plus etwas Reserve. Dann sollte es passen. Die Wassertiefe sollte allerdings im gesamten Schwoijkreis der Yacht ausreichend tief sein, denn…

2) …bei kenternder Tide dreht das Schiff sich einmal um 180 Grad. Der Anker wird dann in die falsche Richtung belastet. Oft reißt er dabei aus und gräbt sich nach einigen Metern wieder von selbst ein. Darauf verlassen sollte man sich jedoch nicht. Es ist daher ratsam, sich den Wecker auf den Moment der kenternden Tide zu stellen und zumindest zu überwachen, was geschieht. So kann im Notfall, falls der Anker keinen Halt mehr findet, eingegriffen werden.

Genug der Theorie, jetzt wird geankert. Aber wo?

Schönes Zeeland, ungewöhnliche Ankerplätze. Die Übersicht

Ankerplatz 1, Hollandsch Diep: Westlich der Zufahrt zur Volkrakschleuse. Die große Bucht bietet sogar einige Mooringbojen, sodass man den eigenen Anker an Deck lassen kann. Bei Ostwind ist es dort etwas ungeschützt. Der Hafen von Willemstad ist jedoch sehr nahe, sodass bei unhandigen Bedigungen schnell Schutz gesucht werden kann. Bis recht nahe ans Ufer tief, 2-6 Meter, tidenfrei.

Gut zu sehen sind die ankernden Schiffe neben der Zufahrt zur Schleuse

Ankerplatz 2, Krabbenkreek vor Sint Annaland: Nördlich des Yachthafens ist oberhalb der Fahrrinne genügend Raum zum ankern. Weiter nördlich fällt die Sandbank trocken bei Niedrigwasser. Davon unbedingt freihalten. Mit dem Echolot eine ausreichend tiefe Stelle suchen. Die Strömung dort ist nicht sehr stark, die Wasserstandsänderung kann jedoch bis zu 3,5 Meter betragen. Das bei der Länge der Ankerkette bedenken. Die Wassertiefe bei LAT beträgt 2-5 Meter. Noch besser: An eine der gratis-Mooringtonnen festmachen. Das erspart den Einsatz des Grundeisens. Achtung: Bei Wind gegen Strom kann das unbequem werden.

Deutlich zu erkennen ist die Sandbank nördlich des Hafens oberhalb derer man ankern sollte

Ankerplatz 3, Oosterschelde Schelphoek: Wer von Zierikzee aus gen Nordwesten dem Fahrwasser Nunnenplaatje folgt, gelangt nach kurzer Fahrt an den Schelphoek. Die Bucht diente als Arbeitshafen beim Bau des Oosterscheldedamms. Versenkte Pontons zeugen davon. Zum ankern ist der Platz jedoch ideal. Je nach Windrichtung lassen sich geschützte Ecken finden. Weht es jedoch aus Südwest muss man sich weiter in die Bucht verkriechen oder besser gleich ins nahegelegene Zierikzee ausweichen. Wassertiefe bei LAT 2-5 Meter. Achtung: An den Rändern untief. Bei Niedrigwasser lässt sich gut erkennen, wo die Untiefen liegen

Viel Natur, aber nach Südwesten ungeschützt: Der Ankerplatz am Schelphoek

Ankerplatz 4, Oosterschelde Betonhaven: Wenn ein Ankerplatz so heißt, dann wurde dort früher gebaut, das Sturmflutwehr im Wesentlichen. Und so richtig ein Gehimtipp ist es auch nicht, zugegeben…Aber bestens geschützt, außer bei SO-Wind, ist der Platz auf der Insel Neeltje Jans durchaus. 4 bis 6 Meter Wassertiefe bei LAT und ein gut betonntes Fahrwasser an der Einfahrt. Was wil man mehr? Wer ein Dingi dabei hat, spaziert vom Ufer aus zu einer der besten Kibbelingbuden Hollands. Das Hafenbecken mit dem Dingi keinesfalls verlassen. Zu nahe ist das Sturmflutwehr, wenn etwas schiefgeht beim Fahren mit dem Beiboot!

Das große Becken links im Bild ist gesperrt für Freizeitboote. Der Ankerplatz befindet sich rechts daneben

Ankerplatz 5, Oosterschelde Zilverput: Genau an der entgegengesetzten Seite der Oosterschelde gelegen befindet sich de Zilverput. Im nördlichen Fahrwasser vorbei an Yerseke und hinein ins Lodijksche Gat gelangt man zu einem sehr ruhigen Ankerplatz. Es fühlt sich ein bißchen an wie das Ende der Welt. Beim Ankern auf genügend Wassertiefe achten. Üblicherweise wird man hier mit auflaufendem Wasser ankommen, sodass die trockenfallenden Bereiche vielleicht nicht mehr gut erkennbar sind. Der Tidenhub beträgt auch hier rund 3,5 Meter, die Strömung kann bei Springtide mit bis zu 1,5 Knoten laufen.

Wie das Ende der Welt. Die Schleuse führt nach Tholen und in die Schelde-Rijnverbinding

Dieser Artikel wurde teils inspiriert durch das Niederländische Magazin Zeilen, das in seiner Ausgabe 6/2020 ein großes Zeeland-Special enthält.